Weiterverwendung ungarischer Postwertzeichen

im Königreich S. H. S.

(bearbeitet v. Dr. Helmut Kobelbauer)

Gegen Ende des Ersten Weltkrieges entstanden auf dem Gebiet der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie neue Nationalstaaten, darunter (ab 1.12.1918) das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen aus der Vereinigung der überwiegend von Südslawen bewohnten Regionen der Monarchie, dem Königreich (Alt-)Serbien und dem von serbischen Truppen besetzten ehemaligen Königreich Montenegro.

In diesem Königreich S. H. S. wurden die Postwertzeichen der Vorgängerstaaten Österreich bzw. Ungarn teils ohne weitere Kennzeichnung weiterverwendet, teils auch überdruckt. Daneben gab es regional gültige eigene Ausgaben (z. B. Kettensprenger in Slowenien, Matrosen-Ausgabe in Kroatien, Korfu-Ausgabe in Serbien und Montenegro).

Weiterverwendung ungarischer Postwertzeichen

Ungarische Postwertzeichen wurden innerhalb des Königreichs weiterverwendet (von Norden nach Süden):

- im (heute zur Republik Slowenien gehörenden) Übermurgebiet,

- in allen Teilen des heutigen Kroatien, einschließlich der Murinsel, jedoch nicht in Istrien und nicht in Dalmatien,

- in der Baranya, solange sie dem südslawischen Königreich verbunden blieb (bis August 1921),

- in den drei Regionen der Vojvodina (Bacska, Banat, Syrmien).

Erst Anfang des Jahres 1921 wurden für das ganze Königreich einheitliche Mar­ken ausgegeben; damit endete die Praxis, die Postwertzeichen der „Vor­gänger“ einfach weiterzuverwenden.

Generell ist anzumerken, dass sich dieser Aspekt „Weiterverwendung der Postwertzeichen der Vorgänger-Staaten“ in der einschlägigen Fachliteratur ebenso wenig wiederfindet wie in den amtlichen Verlautbarungen jener Zeit selbst. Wir betreten hier also einen Raum, den wir aus eigener Kraft und im Wesentlichen empirisch erkunden müssen.

Viel an Kenntnissen verdanke ich meinen beiden slowenischen Lehrmeistern, die uns leider vor wenigen Jahren für immer verlassen haben, nämlich Prof. Miran Vardjan aus Ljubljana und meinem guten Freund Zdene Skok aus Dom­žale. Ihnen sei in fortwährender Dankbarkeit dieses Heft gewidmet..

 

Eingeschriebener Brief aus Zagreb, 28. 12. 1918, nach Wien.
Er wurde nur mit ungarischen Marken freigemacht.

 

Nachnahme-Postbegleitadresse für Paket von Zagreb, 7. 4. 1919, nach Bjelovar.
Das Porto wurde mit einer ungarischen 3 Filler von 1913 in Mischfrankatur mit verschiedenen S.H.S.Marken abgegolten.

 

Postbegleitadresse für Paket von Drenovci, 20. 11. 1919, nach Zagreb, auf der die ungarischen Postsparmarken von 1916 als 10 Filler Freimarken verwendet wurden.

 

Zweisprachige (ungarisch-Kroatisch) Postkarte zu 8f der ungarischen Postverwaltung, Osijek nach Graz, 3. 3. 1919. Als Zusatzfrankatur wurde die ungarische Eilmarke zu 2 Filler aus dem Jahr 1916 benutzt.

 

Rückseite einer Postbegleitadresse für ein Paket von Kikinda, 15. 3. 1920, nach Novi Sad, die neben einer SHS Marke auch 5 Werte zu 15 Filler der 3. Kriegshilfsausgabe trägt.

 

Eingeschriebener Geschäftsbrief aus Ruma (2.9.1919), nach Zagreb. Zur Deckung der Gebühr von 90 K, wurden neben einer S.H.S.-Marke zu 10 K zwei 40 Filler-Marken der 3. Kriegshilfsausgabe von 1917 verwendet.

 

Postbegleitadresse für Paket aus Čib (Dunacséb), 21.1.1920, nach Zagreb, mit vier Marken zu 3 Korona der ungarischen Parlaments-Ausgabe mit Aufdruck KÖZTÁRSASÁG von 1918 als Aufbrauch neben SHS Marken.

 

Ungarischer Kartenbrief zu 6 Filler von 1913, in Mischfrankatur mit aus ungarischen
Schnittermarken durch Überdruck hergestellten SHS Marken.

 

Eingeschriebener ungarischer Kartenbrief (Ausgabe 1917) mit einer ungarischen 5 Filler Schnittermarke als Aufbrauch und einer durch SHS-Aufdruck hergestellten 25 K Marke.